Wie ich auf den Hund kam
Die Geschichte über unseren ersten Hund
Meine Eltern hatten immer einen Dackel namens Timmi, also Timmi 1, Timmi 2, und Timmi 3, deshalb „immer“. Ich mochte sie nicht,
also alle Timmi‘s, denn sie hatten alle die gleiche Marotte: Wenn sie geknurrt haben, freuten sie sich, wenn sie gewinselt und
mit dem Schwanz gewedelt haben, waren sie bösartig. Deshalb haben sie auch ab und an mal jemanden gebissen, vor allem Kinder,
die nicht mit diesem seltsamen Verhalten umgehen konnten. Wahrscheinlich haben meine Eltern mit allen Timmi‘s die gleichen Fehler gemacht.
Ich habe mir eigentlich nie etwas aus Hunden gemacht, meine Frau und ich waren immer Katzenmenschen. Katzen waren und sind nach wie
vor unsere Leidenschaft. Wir beobachten sie, machen Fotos und tauschen uns mit anderen Katzenliebhabern in Foren und Ähnlichem aus.
Doch nun zur eigentlichen Geschichte.
Da mal wieder unser Auto verreckt ist, suchten wir uns einen neuen. In den Sozialen Medien wurden wir auch bald fündig und entdeckten einen
Kombi, der wie für uns gemacht schien. Sofort nahm ich mit dem Anbieter Kontakt auf. Praktischer weise wurde das Auto in der direkten
Nachbarschaft angeboten, so das wir zu Fuß zur Besichtigung gehen konnten. Dort angekommen, begrüßte uns ein freundlicher Pointermix namens
Theo mit seinem quirligen Katerfreund Pepe. Hund und Katze in einem Raum, mit einander spielend und raufend, als wäre nichts normaler auf
der Welt.
Im Verlauf des Gespräches, erzählten uns die Besitzer, das sie die Insel (wir wohnen auf Mallorca) leider aus
wirtschaftlichen Gründen verlassen müssten und die Tiere nicht mitnehmen könnten.
Aus Sorge, es könnte Schlimmes mit den Tieren geschehen, riefen wir unserer Freundin Nicole an. Nicole widmet sich mit Leib und Seele dem Tierschutz.
Sie ist sehr engagiert und hat immer eine Lösung parat. Sie übernahm natürlich sofort den Hund, während die Katze, wie sollte es anders sein,
bei uns ihr neues Zuhause fand. Gesagt, getan, neues Auto, neue Katze und der Hund auch in guten Händen, besser kann so eine Geschichte nicht enden.
Aber die Geschichte sollte noch weiter gehen:
Theo wurde auf einer Finca untergebracht, die nicht bewohnt war. Somit musste man täglich zur Versorgung und Bespaßung dort hin fahren.
Da unsere Freundin sehr ausgelastet war und ich nicht wollte, dass der Hund die ganze Zeit allein war, bot ich mich an, ihn zu füttern und mit
ihm zu spielen.
Es vergingen einige Tage und auch Wochen, in denen versucht wurde, den Racker zu vermitteln und obwohl er mittlerweile auch kastriert war,
hatte man keinen Erfolg. Niemand wollte den großen, fast schwarzen Jagdhund haben.
Also fuhr ich weiter dort hin.
Nach einer Weile merkte ich, wie Theo immer zutraulicher wurde. Er lehnte sich an mich, legte sich auf den Rücken und lies mich
seinen gepunkteten Bauch kraulen, er wich mir kaum noch von der Seite. Theo lud mich regelrecht ein, mit ihm zu fressen. Also setzte ich mich
dazu und leistete ihm Gesellschaft beim Futtern.
Sobald es Zeit für mich wurde, wieder zu gehen und ich mich wieder ins Auto setzte, schaute er ganz traurig und ab und an hörte ich ein
leises Wimmern. Es brach mir jedes mal das Herz, wenn ich fuhr. Manchmal konnte ich nicht schlafen weil ich an den Racker denken musste.
Es musste was geschehen, aber was?
An einem darauf folgenden Tag, ich war mit Füttern fertig, saßen wir auf dem Boden und schauten uns an. Theo in der Platzposition und ich
an eine Säule gelehnt, die Beine ausgestreckt. Da hob Theo seine Pfote und legte sie mir auf den Arm.
Da war es auch um mich geschehen, er ist mir dann so ans Herz gewachsen, dass ich nicht mehr anders konnte.
Ich sagte zu meiner Frau: „Ist doch blöd, ich fahre jeden Tag zwei mal zum Hund, anstatt den Hund zu uns zu holen“. Ich dachte auf Widerstand
zu stoßen, aber unkompliziert wie meine bessere Hälfte war, waren wir uns sofort einig. Der Hund sollte vorübergehend, bis dass sich jemand
finden würde, bei uns einziehen. So holte ich Theo ab und brachte ihn zu uns nach Hause.
Was wir dann beobachten durften, hatten auch noch nie live erlebt: Der kleine weißer Kater namens Pepe, war so was von aus dem Häuschen über
die Ankunft seines alten Kumpels Theo, dass wir schon dachten, er bekommt gleich einen Herzinfarkt. Auch der Hund bekam sich nicht mehr ein,
so glücklich war er.
Nun war auch für meine Frau und mich klar, die beiden darf man nicht trennen. Und weil der Hund sich auch mit den anderen Katzen, die in
unserem Rudel leben, gut verstanden hat, durfte er bleiben.
Theo und ich wurden gute Freunde und hatten viel Spaß miteinander, aber davon erzähle ich ein anderes mal.
Text & Fotos: Wolfgang von der Hocht