So sehr sich die verschiedenen Hunderassen rein optisch unterscheiden, so unterschiedlich ist auch das äußere Design ihrer Ohren. Von kleinen, spitzen, aufgestellten Kerzenöhrchen bis zu im Wind wehenden Schlappohren ist für jeden Geschmack etwas dabei. Rein anatomisch gesehen, sind alle Hundeohren allerdings vollkommen gleich und bestehen aus drei Teilen: dem Innenohr, dem Mittelohr und dem äußeren Ohr.
Die Ohrmuschel und der Gehörgang, der zum Trommelfell führt, bilden den äußeren Teil des Ohres. Das Außenohr ist für die Richtwirkung zuständig. Damit stellt der Hund in Sekundenbruchteilen fest, woher das Geräusch kommt, daß an sein Ohr gedrungen ist. Eine Besonderheit ist, daß Hunde ihre Ohrmuscheln ganz im Gegensatz zu uns Menschen bewegen und drehen können. Das ermöglicht ihnen, die Geräuschquelle sehr präzise zu orten. Hunden mit stehenden Öhrchen gelingt dies besser als Hunden mit Schlappohren, weshalb der kleine Pinscher meist vor dem großen Jagdhund weiß, in welche Richtung er rennen muss, um der Ursache des Geräusches auf den Grund zu gehen.
Im Mittelohr sitzt das Trommelfell zusammen mit den drei Gehörknöchelchen Hammer, Amboss und Steigbügel, die bei allen Säugetieren vorkommen. Diese kleinen Knöchelchen nehmen die Schwingungen des Trommelfells auf und leiten sie über Nervenzellen des Innenohres an das Gehirn weiter.
Das Innenohr beheimatet das Gleichgewichtsorgan und die Hörschnecke, die Schall in Nervenimpulse umsetzt. Drei mit einer Flüssigkeit gefüllte Kanäle bilden die Basis des Gleichgewichtsmechanismus, die genau wie die Gehörschnecke ihre Signale über gebündelte Nervenbahnen an das Gehirn sendet.
Abgesehen davon, daß der Hund in der Lage ist, Frequenzen von bis zu 50.000 Hz wahrzunehmen, kann er außerdem Geräusche filtern und selektieren.
Auch wenn der Hund gerade entspannt auf seinem Kissen döst, sind seine Lauscher trotzdem auf Empfang. Er hat in seinem vertrautem Umfeld gelernt zu unterscheiden, welche Geräusche „wichtig“ sind und welche man getrost ignorieren bzw. überhören kann. Der plärrende Fernseher, der den ganzen Tag läuft, wird rigoros ausgeblendet, was ihn aber nicht daran hindert, sofort zu reagieren, wenn zwei Zimmer weiter die Schublade mit dem Dosenöffner aufgezogen wird oder sich das vertraute Motorengeräusch von Herrchens Auto sich dem Haus nähert.
Text: Nadja von der Hocht
Fotos: Wolfgang von der Hocht